Sonntag, 15. Februar 2015

Wahrheit oder Pflicht?



Ich bin verwirrt. Um ehrlich zu sein ziemlich verwirrt, denn diese Sache mit der Wahrheit und ihren Ausprägungen bereitet mit Verständnisschwierigkeiten. Wahrheit und Unwahrheit und Ehrlichkeit und Unehrlichkeit und ebenso die Lüge. Das hängt alles wirr zusammen. Nur von diesen Zusammenhängen hab ich keine Ahnung. 
Begriffklärung scheint ein Anfang zu sein, also auf. Eine synonyme Verwendung findet sich häufig und ist sicher ebenso oft nicht angemessen. So auch bei Ehrlichkeit und Wahrheit. Nicht alles was ehrlich dargeboten wird, muss auch wahr sein. Nicht alles Wahre wird auch ehrlich ausgesprochen. Das klingt schlüssig. Aber was ist nun mit der Wahrheit?
Wahrheit hat so eine schöne Phonologie! Die erschloss sich mir das erste Mal bei der Lektüre Heideggers. Der ist geradezu besessen von ihr und arbeitet sie ethymologisch auf. Bis auf die kleinste Wurzel. Aber das ist nicht wichtig. Wahrheit heißt im Griechischen Aletheia, eine Zusammensetzung aus a und lethe. Aletheia, also das was nicht mehr verborgen ist, das Unverhüllte, Entborgene. Und diese Negation deutet vielleicht bereits an, was mir auch heute Schwierigkeiten bereitet. Gehört zum Wahrheitsbegriff der Umstand des Verbergens? Ein Verhüllen und Verschleiern und dann Entbergen? Und wenn dem so sein sollte, mit welcher Intention? Muss Mensch sie erst dieser Verhüllung entreißen und demaskieren? Das klingt nach Aufwand und fast unfair. Und was sie dort verloren hat, erschließt sich mir ebenso wenig.Wahrheit deutet somit eine Machtstruktur an. Sie hat einen Verwalter. Vielleicht auch einen Pächter. Da gibt es diejenigen, die sie inne haben und mit ihr walten und diejenigen, die sie sich verdienen oder eben auch nicht. Das schafft Hierarchie und einer ist am Ende der Arsch.
Verzwickter ist es noch mit der Ehrlichkeit. Sie gilt als Tugend. "Eine ehrliche Seele" ist eine dieser viel zu oft genutzten Redewendungen, die bei Gutmenschentum Anwendung finden. Irgendwo zwischen Anerkennung, Mitleid und Beleidigung, aber nun gut. Unter Ehrlichkeit verstand Mensch zunächst lediglich die Vermeidung einer Lüge. Schon wieder eine Negation? Echt jetzt? Demnach liegt die Leistung eines ehrlichen Menschen lediglich darin nicht zu lügen? Ernüchternd, verdammt. Das ist mir zu wenig. Viel zu wenig. Dafür klatsch ich keinen Beifall. Der Verständniswandel, der sie heimsuchte, bringt wenig Besserung. Demnach deutet sie heute eine Redseligkeit an, eine Offenheit. Belohnt wird hier also das Aussprechen eines Umstandes. Sprache find ich super, immer raus damit. Die ist ein Anfang aber noch nicht genug. Das ist zuviel Geständnis, zu wenig Aktion. Zuviel Foucault zu wenig Platon und das nervt mich. Das gleicht der Beichte und impliziert Angst und Gerechtigkeit und Zwang und Druck. Wer darf sie fordern und wer muss ihr Folge leisten? Und wer soll das alles entscheiden?
Wenn jemand also nicht ehrlich ist, ist er dann sofort unehrlich? Und wenn jemand nicht die Wahrheit spricht, liegt dann Unwahrheit vor? Und wenn Mensch sich nicht um Wahrheit bemüht, kann man diesen Umstand schon Lüge nennen? Das macht mich kirre. Wahrscheinlich haben sie alle ihre Legitimation, ihre Zeit und ihren Ort. Aber eigentlich ist es ganz einfach. Ich möchte nicht angelogen werden. Und ich möchte nicht mit Unehrlichkeit konfrontiert werden und ebenso wenig der Unwahrheit. Ich will mir das Enthüllen nicht erarbeiten müssen, es herbei hoffen und mich darauf verlassen, dass wir am selben Strang ziehen. Ebenso wenig will ich die Konsequenzen fühlen. Denn offensichtlich sagen sie: du hast dir die Wahrheit nicht verdient. Du bist unwürdig, vielleicht auch einfach nicht schlau genug für sie. Für dich reicht die Second-Best Alternative, du machst das schön. Ich bin in der Position das für dich entcheiden zu können. Über dir, stärker....Solche Ignoranz macht mich wütend. Wütend und traurig zugleich. Wut über die Unehrlichkeit, die Unwahrheit und Lüge aber noch mehr Wut über die schlechte Wahl an Mensch, die diesem Umstand zugrunde liegt.
Das ist interne Sabotage von Anfang an. Ich muss mein Selektionsverfahren optimieren, das muss sich bessern. Das muss ich lernen damit sich die Dinge bessern, damit Wahrheit leichter fällt und irgendwann nachvollziehbar wird. 

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